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Diversity Management aus biblischer Perspektive

Angedacht zum Weiterdenken


Ein Pfarrer sagte einmal in seiner Sonntagspredigt: „Wir sind alle schwierige Menschen!“ Er meinte das im Hinblick auf große Konflikte in seiner Kirche. Die einen fanden, nur die anderen seien das Problem. Und die anderen waren da natürlich ganz gegenteiliger Meinung. Vielfalt und Verschiedenheit nicht zur auszuhalten, sondern auch wertzuschätzen und zu gestalten, war schon in biblischer Zeit herausfordernd.

In den biblischen Schriften finden sich aber auch einige Ansätze für – wir würden heute sagen – „Diversity Management“. Zum Beispiel in Worten des Apostels Paulus:

„Ihr wisst doch noch, wie ich zum ersten Mal bei euch war und euch die Gute Nachricht brachte. Ich war krank, und mein Zustand stellte euch auf eine harte Probe. Trotzdem habt ihr mich nicht verachtet oder verabscheut. Im Gegenteil, ihr habt mich wie einen Engel Gottes aufgenommen, ja wie Jesus Christus selbst.“

(Galaterbrief 4,13-14, Gute Nachricht Bibel, 2018)

Paulus schrieb diese Worte an Christen in der heutigen Türkei. In seinen persönlichen Erfahrungen finden wir einen hilfreichen Grundsatz für den Umgang mit Menschen, mit kranken Menschen, solchen in Not, aber auch mit allen anderen. Zusammengefasst könnte man sagen: Begegne allen Menschen und besonders jenen in einer schwierigen Lage, so, als hättest du Jesus Christus, Gott selbst vor dir!

Das passt gut zu dem, was Paulus kurz vorher zur Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Christen schrieb (Galaterbrief 3,28). Der Apostel steht damit auf einer Linie mit seinem Orientierungspunkt, Jesus Christus. Der Umgang von Jesus mit Menschen in einer Notlage war bereits für ihn und die ersten Christen wegweisend. Er steht in einem anderen biblischen Text sogar in enger Verbindung mit dem zweifachen Ausgang am Ende der Weltgeschichte (vergleiche das Evangelium nach Matthäus 25,31-46).

Nicht wer richtig geglaubt hat, sondern wer sich im Glauben praktisch, barmherzig seinen Mitmenschen zugewendet hat, wird in die ewige Gemeinschaft mit Jesus eingeladen. Wer Hungrigen zu essen und Durstigen zu trinken, Bedürftige mit Kleidern eindeckt, Fremde aufgenommen, Kranke und Gefangene besucht, bekräftigt und bestätigt seinen Glauben, sagt Jesus dort sinngemäß. Das ist zugegeben ein besonders herausfordernder Text. Vielleicht denkt Paulus an dieses Jesuswort, als er seine Freunde in der heutigen Türkei für ihr emphatisches Verhalten lobt.

Das Motto von Paulus taugt und gilt aber nicht nur für den Umgang mit Kranken und anderen Menschen in Not. Was der bekannte Theologe aus der frühen Christenheit sagt, können wir gut auf unseren Umgang mit menschlicher Vielfalt und Verschiedenheit generell übertragen. Wie geht es uns heute damit? Manche Menschen sind uns einfach so sympathisch. Da fällt es uns leichter, auf sie einzugehen, Beziehung zu pflegen und ihnen zu helfen. Aber Hand aufs Herz, es gibt auch diejenigen, die uns gar nicht sympathisch sind. Solche, die uns „auf eine harte Probe stellen“, uns auf den Keks und völlig gegen den Strich gehen, weil sie so ganz anders ticken als wir. Dort kostet es uns oft mehr, um uns auf sie einzulassen.

Dass uns Beziehungen, Begegnungen etwas kosten können, verschweigt auch Paulus nicht. Die Christen um Paulus reagierten aber durchwegs „jesusmäßig“ beziehungsweise nach dem Vorbild ihres Glaubens, und nahmen Paulus fürsorglich und liebevoll an, wie er war. „(…) ihr habt mich wie einen Engel Gottes aufgenommen, ja wie Jesus Christus selbst“, schrieb Paulus seinen Freunden in der heutigen Türkei. Jesus fasste den Kern seiner Lehre wie folgt zusammen: „Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt“ (Das Evangelium nach Matthäus 7,12, Gute Nachricht Bibel, 2018).

Meinen Mitmenschen so zu begegnen, als hätte ich Gott selbst vor mir und obendrauf so mit ihnen umzugehen, wie ich es selber gerne hätte, das in ein guter Ausgangspunkt für wirkungsvolles Diversity Management. Das ist nicht nur ein Motto für Kirchen und christliche Gemeinschaft, das lässt sich überall und mit allen Menschen leben, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Sportverein, in der Nachbarschaft. Und wenn Sie keinen Bezug zur Religion und dem christlichen Glauben haben, orientieren Sie sich einfach am Grundsatz, andere so zu behandeln, wie Sie es sich selbst auch gerne hätten.

Und dies gilt so oder so besonders im Umgang mit den so ganz sonderbaren, andersartigen, unmöglichen Zeitgenossen. Denken wir daran: „Wir sind alle schwierige Menschen!“, nicht nur die anderen.

Das ist zugegeben ein hoher, um nicht zu sagen überfordernder Anspruch. Paulus würde vermutlich ergänzen, dass wir dafür manchmal Gottes Hilfe brauchen. Die christliche Überzeugung betont dazu, dass Gott und diese Unterstützung gerne geben will.

Viel Gewinn beim Weiterdenken.

 

Quellen:

Gute Nachricht Bibel 2018. Durchgesehene Neuausgabe. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2018.

 

Foto: © Shutterstock.

 

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