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Inklusive Veranstaltungen durchführen

Tipps für die Praxis


Organisationen, Betriebe, Kirche und die Gesellschaft sind zunehmend sensibilisiert dafür, Veranstaltungen so zu konzipieren und zu gestalten, dass die Teilnehmenden möglichst gut daran partizipieren können. Was ist dafür aber nötig und zielführend?

Die folgenden Empfehlungen unterstützen Sie dabei, die Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen auf die vielfältigen Bedürfnisse der Teilnehmenden auszurichten. So lassen sich die Chancen für eine aktive und gewinnbringende Beteiligung derselben erhöhen. Manche Empfehlungen sind auch auf inklusive Projekte übertragbar.

1. Planung

Das Organisationskomitee für die Chancen und Herausforderungen einer inklusiven Durchführung sensibilisieren und befähigen.

Wenn möglich, Personen aus anvisierten Adressatengruppen mindestens beratend in die Vorbereitung einbeziehen und bestenfalls aktiv mitarbeiten lassen. Achten Sie grundsätzlich auf möglichst viel Miteinander, nicht bloß "Füreinander".

Falls erforderlich bei Interessenverbänden, Fachstellen und dergleichen nötiges Know-how zu den Adressatengruppen (beispielsweise Menschen mit Beeinträchtigungen, Menschen aus diversen kulturellen und sprachlichen Hintergründen) einholen.

Infrastruktur (Seminarräume, Technik, sanitäre Einrichtungen etc.) mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden und Beteiligten auswählen.

Programm, Methodik, Zeitplan etc. an den Bedürfnissen, Fähigkeiten und Ressourcen der Teilnehmenden ausrichten. Dabei auch ausreichend Pausen und "Pufferzeiten" einplanen. 

Als Veranstalter selbst ausreichende Assistenz anbieten und persönliche Assistenzpersonen der Teilnehmenden einladen beziehungsweise zulassen (persönliche Begleitpersonen und Blindenführhunde, frühzeitige Übersetzung der Beiträge und Informationen, Simultan-Übersetzung, Gebärden-Dolmetscher etc.).

Generell möglichst viel Interaktion der Teilnehmenden anstreben sowie ausreichend Abwechslung, Auflockerung und Animation anbieten. Eine Prise Humor oder eine kreative Bewegungseinheit wirken dabei manchmal Wunder. Aber auch hier gilt es aber, die Möglichkeiten und Grenzen aller Beteiligten zu beachten.

Programmpunkte, Informationen oder Beschilderungen sind ausreichend und an den jeweiligen Teilnehmenden orientiert zu illustrieren und visualisieren. Verwenden Sie dafür zum Beispiel allgemein verständliche Piktogramme und nötigenfalls einfache oder leichte Sprache. Wo nötig, können mit der Hilfe von grafischen Fachpersonen auf Adressatengruppen ausgerichtete neue Piktogramme, Symbole und dergleichen erarbeitet werden. Bieten Sie gegebenfalls Übersetzung an.

Diversifizierte Verpflegung (inkl. vegetarisch, vegan) anbieten und entsprechende Inhaltsstoffe auf einer zugänglichen Liste ausweisen (Allergien, Unverträglichkeiten).

Achten Sie auf eine möglichst barrierefreie Ausschreibung und Werbung (Website, PDF-Dateien etc.).

2. Durchführung

Auf einen persönlichen und herzlichen Willkomm und eine achtsame Kultur bedacht sein.

Ausreichende Anzahl Ansprechpersonen und Assistenzen (zum Beispiel für Transfer mit Rollstuhl, Rollator etc.) bereitstellen, briefen und beaufsichtigen.

Angemessene und ausreichende Information, Kommunikation und Moderation bieten.

3. Auswertung

Ermöglichen Sie den Teilnehmenden eine differenzierte Bewertung der Veranstaltung in Form von Fragebögen, einer Online-Umfrage o. ä. Bieten Sie dafür nötigenfalls Assistenz an.

Werten Sie im Nachgang die wichtigsten Aspekte auf ihre Notwendigkeit und Wirksamkeit hin aus. Fragen Sie sich dabei, was es für künftige möglichst inklusive Veranstaltungen zu lernen gilt.

Fazit

Mit einer entsprechend sensibilisierten Haltung und der Beachtung wichtiger Maßnahmen werden auch Sie in der Lage sein, Ihre Veranstaltungen möglichst inklusiv zu gestalten. Dass es bei solchen Vorhaben zu bewältigende Herausforderungen und sogar unüberwindbare Grenzen geben kann, gehört dazu. Lassen Sie sich aber davon nicht abhalten, denn der Mehraufwand wird sich fast immer in Form von zufriedeneren Teilnehmenden und Beteiligten sowie einem gesteigerten Mehrwert für alle niederschlagen.

Gerne geben wir Ihnen im persönlichen Gespräch detailliertere Empfehlungen ab. Wir begleiten Sie auch durch Ihre inklusiven Veranstaltungen und Projekte.

 

Bemerkung: Die Empfehlungen basieren zum Teil auf den Erfahrungen aus der Tagung "Inklusion erleben", welche die Heilsarmee Schweiz am 28. März 2018 mit rund 200 Teilnehmenden durchführte. Dr. Oliver Merz, der Leiter des "Institut Inklusiv", war im Organisationskomitee dieser Veranstaltung und erstellte eine Checkliste auf den Ergebnissen der systematischen Tagungsauswertung. Diese bestand aus standardisierten Fragebögen, die durch die Tagungsverantwortlichen während dem Anlass im Rahmen einer teilnehmenden Beobachtung ausgefüllt wurden. Eine nachträgliche Online-Befragung der Teilnehmenden komplettierte die Auswertung. Oliver Merz hat die besagte Checkliste 2023 mit dem Einverständnis der Heilsarmee überarbeitet und ausgebaut. Dieser Blogbeitrag wurde am 11. Juli 2024 leicht aktualisert.

 

Foto: © Oliver Merz.

 

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