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Was wäre wenn?

Lyrisch-inklusive Kirchenkritik – Angedacht zum Weiterdenken


Machtmissbrauch, sexueller Missbrauch, nationalistische Haltungsmuster, toxische Gemeinschaftstendenzen, Vorurteile gegenüber gewissen Minderheiten, Diskriminierung und Ausgrenzung, die Liste mit herausfordernden Haltungen und Praktiken in Kirchen ist beachtlich. Umgekehrt blühen Menschen und Gemeinschaften seit Jahrtausenden immer wieder auf, wenn sie sich in aller Unvollkommenheit auf die inklusiven Hauptinhalte des Evangeliums und der christlichen Tradition einlassen.

Die goldene Regel "Behandelt eure Mitmenschen in allem so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt" (Matthäusevangelium 7,12, Neue Genfer Übersetzung, 2013) ist wegweisend für das Miteinander innerhalb und außerhalb der Kirchgemeinde. Ähnliche Aussagen lassen sich in ähnlicher Form auch in anderen Religionen finden. Das Institut Inklusiv wird bei seinen Einsätzen in Kirchen oft mit der Sehnsucht konfrontiert, dass sich Gläubige mehr gelebte Nächstenliebe wünschen. Dieses Anliegen erscheint berechtigt, auch wenn es sich angesichts aller menschlichen Schwächen in der irdischen Realität nie vollständig erfüllen lässt. Mindestens daraufhin unterwegs sein zu wollen, ist ein angemessenes Ziel.

Mit einer kurzen lyrisch-inklusiven Kirchenkritik laden wir zum Nach- und Weiterdenken ein.

was wäre wenn

was wäre wenn man
der kirche wieder als
vorreiterin respekt zollt

und sie nicht meistens
wie der besenwagen
ewiggestrig hinterherrollt

was wäre wenn sie neu
viel raum und zeit für den
geist von oben hätte

gegen unrecht aufsteht
frieden stiftet und offen wäre
für alles aufrichtig nette

nicht toxisch ideal
sondern lernbereit
und unfertig real

was wäre wenn es
in ihr platz für einheit
trotz vielfalt gäbe

ein biotop der liebe
das auskommt ohne
trennende stäbe

was wäre dann
wenn es ist
und nicht nur wäre

vom traum im alten buch
in die wirklichkeit käme
wie mit einer fähre

ach das wär’s …

Entnommen aus: Oliver Merz, "ohne klimbim – von tief und sinnig bis heiter und innig", illustrierter Gedichtband, Thun: Verlag Mosaicstones, 2023, S.69.

Auch wir vom Institut Inklusiv sind für die Zukunft der Kirche immer noch hoffnungsvoll. Darum setzen wir uns weiterhin entschieden für inklusive Kirchgemeinden und Religionsgemeinschaften im In- und Ausland ein. Hoffen und handeln Sie mit?

Die drei bisherigen Gedichtbände von Oliver Merz gibt‘s zum attraktiven Set-Preis. 

Alle Bücher sind auch in Braille und Grossdruck erhältlich.

Foto: © Oliver Merz.

 

 

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