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Lyrische Inklusion

Gedichte zum Thema Vielfalt, Inklusion und Teilhabe


Der Institutsleiter Dr. Oliver Merz hat eine lyrische Ader. Er dichtet unter anderem mit einem inklusiven Schwerpunkt. Es wurden bereits zwei Gedichtbände veröffentlicht:

Oliver Merz, „papperlapapp – sinnvoll kurz und knapp“, illustrierter Gedichtband, Thun: Verlag Mosaicstones, 2020, 72 S., ISBN-Nr. 978-3-906959-38-2, weitere Informationen und Leseprobe.

Oliver Merz, „kein larifari – auf der lebenssafari“, illustrierter Gedichtband, Thun: Verlag Mosaicstones, 2021, 96 S., ISBN-Nr. 978-3-906959-51-1, weitere Informationen und Leseprobe.

Im Folgenden werden ein paar wenige Gedichte aufgeführt.

 

inklusion

ich bin anders so wie du – normal verschieden man merkt’s im nu
nicht nur platz haben – sondern barrierefrei teilhaben
keine keiner keines bleibt zurück – nicht mal ein kleines stück
lieber alle gemeinsam – niemand bleibt einsam
und dazugehören darf wer will – bei unrecht bleiben wir nicht still
selbstbestimmt leben – so gut es geht anstreben
inklusion statt exklusion – fertig mit spott und hohn
ob es uns auch etwas kostet – besser als dass die solidarität verrostet
nicht nur einschließen – nichts über uns ohne uns beschließen

(Oliver Merz, „kein larifari – auf der lebenssafari“, 2021, S.33.)

 

arm und reich

selig sind die armen
reich sind die seligen
immer mehr umgarnen
viel gehört den wenigen

trotz kredit sind manche bleich
woher soll die kohle kommen
nicht jeder ist ein scheich
der schuldenberg wird nicht erklommen

viele fragen und klagen
es ist sozial ungerecht
man geht einander an den kragen
manchen wird‘s davon schlecht

da und dort bekämpfen wir die not
könnten sie wohl überwinden
die welt käme endlich ins lot
statt bloß karitativ zu verbinden

alle haben genug
alle kriegen ein stück vom kuchen
ohne lug und trug
unrecht kann man lange suchen

ich bin kein idealist
werde daran glauben
höchstens ungern realist
im paradies hängen viele trauben

(Oliver Merz, „papperlapapp – sinnvoll kurz und knapp“, 2020, S.24.)

 

am rand

als mensch am rand
verlierst du allerhand
dein haus und land
cash für ferien am strand
die kontrolle über den kontostand
die einen das letzte gewand
die anderen sogar den verstand
manche dir gegenüber den anstand

als mensch am rand
erlebst du schmach und schand’
die existenz fuhr an die wand
hab und gut verkommt zum pfand
die ämter klagen über zu viel aufwand
freundin und freund verschwand
die letzte perspektive zerrinnt im sand
es bleibt die hoffnung auf den heiland

(Oliver Merz, „kein larifari – auf der lebenssafari“, 2021, S.35.)

 

behindert

schimpfwort
machtwort
unwort

behindert
gehindert
verhindert

wenig sehen
kaum gehen
nichts verstehen

barrierefrei
hindernisfrei
nicht der letzte schrei

ressourcen statt defizite
brutto statt manko – bitte
wohl statt rendite

gleichwertig
ungleichartig
nicht abartig

haltung zählt
haltloses strählt*
das leben wählt

alle sind behindert
niemand bleibt ungehindert
viele werden verhindert

nicht ausschließen
gemeinsam beschließen
lässt hoffnung sprießen

was hindert‘s?

*herauslöschen, löschen, prüfen und entfernen, fallenlassen

(Oliver Merz, „papperlapapp – sinnvoll kurz und knapp“, 2020, S.23.)

 

arbeitslos

von der arbeit los
geht‘s den wenigsten famos

zuerst sind freie tage nett
später kommen die einen kaum mehr aus dem bett

stellen suchend
finden sich die andern fluchend

der arbeitsmarkt
scheint wie verquarkt

viele stellen werden angezeigt
kaum einer bin ich zugeneigt

wenigstens ein paar tage temporär
doch die versprochene festanstellung war ne mär

sachte
geht’s ans eingemachte

auf mich wartet niemand
unerwartet schnell ist man am rand

wie soll es bloß weitergehen
lässt man mich im regen stehen

besser weiter hoffen
statt täglich nur besoffen

es wird eine türe aufgehen
wir werden es ja sehen

(Oliver Merz, „kein larifari – auf der lebenssafari“, 2021, S.44.)

 

asyl

auf
der
flucht
via
meer
berg
und
schlucht

schweres
ertragen
narben
beklagen

bitte
asyl
ohne
kalkül!

existenz
schach
matt
suche
neue
heimat

werde
ich
sie
finden?
werden
sie
die
wunden
verbinden?

(Oliver Merz, „papperlapapp – sinnvoll kurz und knapp“, 2020, S.20.)

 

gleichwertig anders

sie sind anders-gleich orientiert
an ihrem innern wurde viel hantiert
lange wurde das tabuisiert
mindestens geschickt kaschiert

einige kirchen tun sich schwer
sie winden sich hin und her
dreschen die dogmen leer
spalten sich und leiden sehr

diese sagen in der bibel steht’s doch klar
sie sind sowieso ganz sonderbar
jene fragen ist das alles wirklich wahr
fairer dialog ist in dieser atmosphäre rar

ihr weg ist eh schon schwer und steil
hält der abgrund sie vernichtend feil
kippt sie gott echt aus dem heil
ist gnade nicht auch ihr rettungsseil

geht’s um schlimme sünde
oder hat’s natürliche gründe
hat man angst um seine pfründe
was wenn die liebe über allem stünde

ist es eine frage der eigenen brille
ändert’s auch nicht mit mehr stille
dagegen gibt’s auch keine pille
für eine klärung fehlt oft der wille

vielerorts schützt man sie rechtlich
warum denn so verächtlich
manches erklärt sich geschichtlich
es einfach aussitzen rächt sich

auch wenn offene fragen bleiben
es braucht ein ende für das leiden
fertig mit verstoßen und meiden
gott will uns alle gemeinsam weiden

(Oliver Merz, „kein larifari – auf der lebenssafari“, 2021, S.71.)

 

Die zwei Gedichtbände „Kein Larifari“ und „Papperlapapp“ eignen sich als Geburtstags- oder Firmengeschenk, Mitbringsel bei einer Einladung, beim Krankenbesuch usw.

Die Bücher gibt‘s zum attraktiven Set-Preis. Man kann sie direkt beim Autor, beim Verlag oder im Buchhandel kaufen.

„Kein Larifari auf der Lebenssafari“, Interview zum zweiten Gedichtband in der Sendung „Kirchenfenster“, 29. März 2022, Radio BeO. Die Sendung anhören.

„Das Leben ist mehr als Papperlapapp“, Interview zum ersten Gedichtband in der Sendung „Kirchenfenster“, 16. Februar 2021, Radio BeO. Die Sendung anhören.

 

(Foto: © Oliver Merz)

 

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