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Wie inklusiv sind Kirchen in unserem Land?
Seit Jahren weise ich Kirchen und theologische Fakultäten und dergleichen in unserem Land auf die Notwendigkeit hin, Kirchen auf Inklusion und Teilhabe hin zu erforschen. Bisher mehrheitlich vergeblich!
Ich selbst erarbeitete dazu in den letzten Jahren in meiner Master- und Doktorarbeit sowie einer weiteren Studie erste qualitativ-empirische nationale Daten.* Diese Ergebnisse ließen sich in quantitativ-empirischen Untersuchungen überprüfen und vertiefen. Dadurch hätten wir eine solidere Basis, um Barrieren und Hindernissen in Kirchgemeinden konstruktiver zu begegnen, dabei bestätigte Förderfaktoren zu nutzen und griffige Maßnahmen zu treffen.
Nun ist es bemerkenswert, dass säkulare und notabene nicht theologische Bildungs- und Forschungseinrichtungen untersuchen, wie inklusiv Kirchen und deren Außenräume in unserem Land sind. Untersucht wird beispielsweise, wie barrierefrei Kirchengebäude und kirchliche Veranstaltungen bereits sind. Ich bin sehr dankbar, dass ich einzelne dieser Projekte mit meiner Expertise unterstützen durfte. Zu gegebener Zeit kann ich gerne auf die besagten neuen Studien verweisen.
Das sind nächste wichtige Mosaiksteine auf dem Weg zu einer umfangreicheren Datenlage. Nichtsdestotrotz macht mich der obige Umstand nachdenklich und ich frage mich, wie lange die Kirchen und theologischen Ausbildungsstätten in unserem Land mit eigenen, breit angelegten und substanziellen Erhebungen zuwarten wollen? Nur schon der mitunter problematische Umgang mit Minderheiten oder die nicht enden wollenden Meldungen über sexuellen Missbrauch zeigen, dass wir es hierzu mit einem zentralen Querschnittsthema zu tun haben. Zugegeben, es geht vereinzelt vorwärts, wenn auch oft nur zögerlich und mehr reaktiv als proaktiv. Dabei geht es nicht zuletzt um die Glaubwürdigkeit und Relevanz der Kirche, die zweifelsohne auf dem Spiel stehen.
Was es für einen wertschätzenden Umgang mit Vielfalt und eine bessere Inklusion unter anderem braucht, zeigt eine aktuelle Studie in der Schweiz. Im Bericht liest man beispielsweise dazu:
"Kontakte sind wichtig, um negative Vorbehalte zwischen Gruppen abzubauen. So zeigt die Onlineumfrage, dass Menschen weniger negative und mehr positive Gefühle gegenüber einer Gruppe empfinden, wenn sie Bekanntschaften aus dieser Gruppe haben."**
Aufrichtige Begegnungen auf Augenhöhe ist einer von vielen heute bekannten Aspekten für gelingende Inklusion. Viele weitere Barrieren und Förderfaktoren gäbe es zu erhärten oder noch zu entdecken.
Wenn dann endlich mehr geforscht wird, bezieht man im Zuge dessen am besten auch christliche Institutionen und Organisationen ein. Dass die entsprechenden Forschungsbemühungen letztendlich in Maßnahmen zur Förderung von inklusiven Kirchen, Institutionen und Organisationen münden sollten, dürfte sich von selbst erklären.
Liebe Kirchen und theologischen Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen, das "Institut Inklusiv" freut sich auf Ihre Anfragen. Wir unterstützen Sie gerne tatkräftig bei der entsprechenden Forschung, Lehre, Beratung und praxisorientierten Umsetzung.
Herzlich, Dr. Oliver Merz, Gründer und Leiter „Institut Inklusiv“
Quellen:
* Vergleiche dazu zum Beispiel unter https://www.oliver-merz.ch/was-von-mir-veroeffentlicht-wurde (Abrufdatum: 4.9.2024).
** Samochowiec, Jakob & Bauer, Johannes (2024). Gemeinsam verschieden? Die große Schweizer Vielfaltsstudie, Rüschlikon/Zürich: GDI Gottlieb Duttweiler Institut, 5, abrufbar im Internet: https://gdi.ch/publikationen/studien/gemeinsam-verschieden?#attr= (Abrufdatum: 4.9.2024).
Foto: © Oliver Merz.
Themenliste
- Wie inklusiv sind Kirchen in unserem Land?
- Was ein Baum über Einheit in Vielfalt lehrt
- "Zmitztdrin" – eine Anstiftung zu mehr Inklusion in der Kirche
- Bericht zur Fachtagung "Dazugehören" in Aarau
- 2. Tagesseminar zu Inklusion und LGBTQIA+ in der Kirche
- Diversity Management aus biblischer Perspektive
- Unterstütze Sie uns dabei, Kirchen inklusiver zu machen!
- Frohe Festtage und ein hoffnungsvolles neues Jahr!
- "Ich lasse mich nicht behindern"
- Fachtagung "Dazugehören" – jetzt anmelden!
- "Dazugehören – gemeinsam für eine inklusive Kirche und Gesellschaft"
- Ab in die Sommerpause
- "Zmitztdrin" – Lehrmittel mit Dokumentarfilm zu Inklusion in der Kirche
- Für Inklusion sensibilisieren
- Inklusive Veranstaltungen durchführen
- Rückblick auf das Tagesseminar "Inklusion und LGBTIQ* in der Kirche"
- Dazugehören – mit Kopf und Herz für eine inklusivere Welt
- 1. Treffen des Beirats
- Tagesseminar Inklusion und LGBTIQ* in der Kirche
- "Von der Ausgrenzung zur Umarmung"
- 1 Jahr Institut Inklusiv
- Gegenseitige Rücksichtnahme und gemeinsames Feiern als Förderfaktoren von Inklusion und Teilhabe
- Inklusion und Gender
- Paulus – Cheftheologe und Apostel mit Behinderung
- Ein Sommergruss
- Lyrische Inklusion
- "Inklusiv für alle – wirklich?"
- Inklusion in Theologie und Kirche
- Barrieren und Förderfaktoren von Inklusion
- Konferenz "Versöhnt leben" 2022
- Inklusion ist keine Option
- Institutsgründung